Endlich war es soweit. Mitte Mai trafen wir zum ersten Mal in der Saison 2019 auf die anderen Fahrer und Teams der Klasse Superbike 1000 in der IDM. Das erste Meisterschaftsevent ist immer besonders spannend, bietet es doch eine erste Standortbestimmung nach dem Winter.

 

Wie schon berichtet, hatte sich im vergangenen Winter sehr viel verändert. Wir entschieden uns für ein neues Team (BCC Racing) und eine neue Marke (BMW). Im Gegensatz zu den vorangehenden Jahren konnte Jan in Spanien viel trainieren und anderen Rennsportbegeisterten als Instruktor bei Top Superbike mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Am Freitag Morgen wurde es ernst. Drei freie Trainings waren dem Zeitplan zu entnehmen. Und es begann nicht besonders gut. Einem technischen Fehler geschuldet, konnte Jan im ersten Training nur wenige Runden absolvieren. Die Strecke war noch viel welliger als im Jahr zuvor (war damals schon eine Herausforderung), somit konnte Jan kein Gefühl für das Bike entwickeln und wir mussten massiv ins Setup eingreifen. Dies birgt immer ein Risiko in sich und das Glück stand an diesem Wochenende nicht auf unserer Seite. Wir konnten keinen Durchbruch erringen und so beendete Jan den ersten Tag auf Platz 11. Das lag deutlich hinter unseren Erwartungen und wir arbeiteten fieberhaft an Lösungen für die Problemzonen.

Der Entscheid von Team und Fahrer, auf BMW umzusteigen, war riskant. Das war allen Beteiligten klar. Wir sahen damals das Potential des Bikes und nahmen gemeinsam die Herausforderung an. Natürlich hofften wir, gleich zu Beginn richtig gute Ergebnisse erzielen zu können. Nun, es zeigte sich wieder Mal, dass bei diesem Niveau alles stimmen muss und wir noch viel Verständnis für das Zusammenspiel von Bike und Fahrer aufbauen müssen.

Am Samstag ging es um die Startposition zum ersten Rennen. In den beiden Qualifyings konnte Jan deutliche Schritte in den Zeiten machen, trotzdem landete er wieder auf P11. Die Kollegen schlafen halt auch nicht, ist immer so. Bei den Probestarts am Ende jeder Session zeichnete sich indes ein erschreckendes Problem ab. Die Starts waren grottenhaft langsam, das Ansprechverhalten der Kupplung unberechenbar. Das Startanalysemodul von Riding Data zeigte uns auf, dass Jan im Vergleich zu Starts des letzten Jahres am Lausitzring bis zur ersten Kurve 35m verlor. Das ist eine Welt. Wir zogen alle Register, um dies in den Griff zu bekommen. Das Team arbeitete hart und versuchte analytisch, die Ursache für das Verhalten zu finden. Einige Änderungen wurden gemacht, das Ergebnis konnten wir aber erst am nächste Tag prüfen.

Und so starteten wir am Sonntag bei sommerlichem Wetter in eine kurze Warmup Session. Der Startversuch am Ende zeigte weiterhin ein problematisches Verhalten. Es wurde nochmal was verändert und so ging es dann in die Startaufstellung zum ersten Rennen. In die erste Kurve bog Jan als letzter Fahrer ein. Das war zu erwarten. Innert kurzer Zeit erkämpfte sich Jan die 13te Position, dann wurde das Rennen aufgrund eines Motorplatzers eines Kollegen abgebrochen.

Oje, Restart bedeutete noch einen Start. Weil es sehr gefährlich ist, nur langsam losfahren zu können, während die hinteren Fahrer mit sehr großer Geschwindigkeit daher geschossen kommen, entschied sich Jan, nach einem weiteren missglückten Startversuch in die Warmuprunde, sich nicht an seine 11te Position sondern ganz nach hinten zu stellen. Und so war der junge Rennfahrer auch im zweiten Teil des Rennens der letzte in der ersten Kurve. Die Renndistanz war verkürzt und Jan konnte sich bis zum Ende auf Platz 12 vorkämpfen. Sehr frustriert übergab Jan das Bike im Parc Ferme an Teamchef Andy. Dieser zeigte Größe und tröstete den Rennfahrer mit aufmunternden Worten.

Zum zweiten Rennen fanden wir dann eine Lösung, um halbwegs einen Start zu ermöglichen. Jan verlor zwar einige Plätze, konnte sich aber im Laufe des Rennens von 17 bis zum 9ten Platz vorkämpfen und egalisierte somit sein bisher bestes Ergebnis in einem Rennen der IDM Superbike. Den Umständen entsprechend war dies ein Befreiungsschlag für Fahrer und Team.

Ein hartes Rennwochenende neigte sich bei strahlendem Sonnenschein dem Ende zu und wir konnten wieder grinsen. OK, ein Selbstläufer wird es nicht werden, das war ja zu vermuten. Wir sehen beim Bike und dem Fahrer noch viele Potentiale und werden diese der Reihe nach abarbeiten und ausschöpfen. Dann kann die Pace im Laufe der Saison noch wesentlich gesteigert werden und ich bin mir sicher, noch von tollen Rennwochenenden 2019 berichten zu können.

In drei Wochen findet das nächste Meisterschaftsevent im Rahmen der Langstreckenweltmeisterschaft in Oschersleben statt.

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