Gerade erst die Ereignisse von Oschersleben analysiert, ging es schon weiter zum nächsten Rennen. Dieses Mal nach Belgien an den traditionsreichen Circuit Zolder. Es macht extrem viel Spaß, hier zu fahren, wenn man sich einmal an die Kuppen und Mauern gewöhnt hat. Wir freuten uns darauf, die gewonnenen Erkenntnisse von Oschersleben in gute Ergebnisse umzusetzen.

 

Am Freitag morgen drehte Jan bereits seine ersten Runden auf dem Fahrrad und prägte sich die Strecke nochmal ganz genau ein. Das machte sich auch bezahlt, denn in FP1 konnte Jan die fünft schnellste Zeit fahren! So gut waren wir noch nie in ein Rennwochenende gestartet. Jan hatte von Anfang an ein gutes Feeling und so stellten wir nur Kleinigkeiten am Fahrwerk um. Im zweiten freien Training steigerte sich Jan nochmal und beendete die Session auf Rang 8. Anschließend experimentierten wir noch ein wenig mit der Elektronik und Jan fuhr in FP3 mit alten Reifen nochmals dieselbe Zeit. Das ergab zwar nur Platz 12, aber das Gefühl fürs Qualifying war sehr gut!

Am Samstag morgen starteten wir mit viel Schwung in das Q1. Die Rundenzeit konnte nochmal über eine Sekunde verbessert werden, das bedeutete P9. Die Zeitabstände nach vorne waren sehr gering und uns war klar, dass da noch mehr möglich war. Also volle Konzentration auf Qualifying Zwei! Das Team nahm noch eine kleine Änderung am Fahrwerk vor und dann lag es an Jan, die Zeit zu verbessern. Nach ein paar Runden zum Gefühlsaufbau wurden neue Reifen bestückt, jetzt hieß es volle Attacke! In der ersten Runde hatte Jan Verkehr, aber in der Zweiten fuhr er eine neue persönliche Bestzeit. Er sah die 1:33,3 auf dem Dashboard und wusste, für Platz 3 "genügte" eine 1:32,9. Die Runde war noch nicht perfekt und das wusste er! Die nächste Runde sollte diese Lücke schließen, also 100% geben und alles raus quetschen was geht! Kurve eins war super. In Kurve zwei waren es leider 101%. Er versuchte, einen Hauch später zu bremsen, doch das war zu viel. Jan verlor das Vorderrad und ging zu Boden. Dennoch qualifizierte er sich auf Startplatz 8, was sein bisher bestes Qualifying Ergebnis in der IDM Superbike 1000 war!

Nun gab es aber viel zu tun! Das Team musste eine Nachtschicht einlegen, um das Bike rennbereit zu machen und Jan hatte ein Problem mit rechten Waden. Das Bike war beim Sturz irgendwie drauf gefallen und Jan konnte vor Schmerzen kaum durch die Gegend humpeln. Zum Glück war unser Physio Dittmar vor Ort. Wir hofften, einen zumindest halbwegs einsatzfähigen Piloten für den folgenden Tag zu bekommen. Dittmar zog alle Register und die Spannung stieg.

Um drei Uhr früh war das Team mit der Reparatur fertig! Die Jungs haben wirklich einen tollen Job gemacht. Am Sonntag kurz nach 9 kann dann die Stunde der Wahrheit. Und siehe da, Jan konnte fahren und das Bike funktionierte einwandfrei. Alle waren äußerst glücklich über die Situation. Jetzt konnten wir uns auf die Rennen konzentrieren. Auf dem Papier hatten 12 Fahrer realistische Chancen auf einen Podestplatz, die Zeitabstände waren sehr gering. Von Platz 3 – 12 waren alle innerhalb einer halben Sekunde! Also hieß es voller Fokus nach vorne.

Das Rennen aus der Sicht von Jan:

Mein Start in das erste Rennen war ziemlich gut. In Kurve zwei musste ich mich leider etwas anstellen und verlor zwei Positionen. Auf Rang 9 liegend sah ich, dass sich die Gruppe vor mir auseinander zieht, also musste ich nach vorne! Ich ging an Marc Moser vorbei auf Position 8 und war gerade dabei die Lücke zu Alessandro Polita auf P7 zuzufahren, als ich die roten Flaggen sah. Das Rennen wurde aufgrund eines heftigen Sturzes abgebrochen (Rider OK). Kurz darauf wurde das Rennen neu gestartet. Diesmal gelang mir der Start nicht so gut und ich verlor zwei Positionen. Als ich gerade die Aufholjagd starten wollte, bemerkte ich, dass sich mein Bike sehr unruhig anfühlt. Leider holte uns eine Nachwirkung des Sturzes ein und ich bekam starkes „Chattering“ (starke Vibrationen am gesamten Motorrad). Damit konnte ich nicht mehr schnell fahren und es wurde immer schlimmer. Ich hatte wirklich ein ungutes Gefühl auf dem Motorrad und überlegte mir, in die Box zu fahren. Doch dann sah ich, dass ich (durch Ausfälle vor mir) bereits auf Position 10 lag, was immerhin 6 Meisterschaftspunkte bedeuteten. Also zog ich es durch. Ich konnte meinen Hintermann einigermaßen in Schach halten und so fuhr ich mit großer Vorsicht, so schnell ich unter diesen Umständen konnte. Durch zwei weitere Ausfälle kam ich sogar noch auf Rang 8 ins Ziel. Damit betrieben wir sehr gute Schadensbegrenzung.

Mein Team behob den vermeintlichen Schaden und wir wollten in Rennen Zwei nochmals richtig angreifen. Leider wurde dieses abgesagt. In den Klassen vor uns ereigneten sich mehrere Motorschäden und die Strecke war an einigen Stellen voll mit Öl. Daher war es die richtige Entscheidung der Rennleitung, die Rennen abzusagen!

Jetzt ist es wichtig, das Bein schnell auskurieren zu lassen, bereits am kommenden Wochenende geht es zum nächsten Test auf den Nürburgring! Die Richtung stimmt, die Motivation ist gewaltig und die Zeichen stehen gut für den weiteren Saisonverlauf.

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