Die dritte Meisterschaftsstation der IDM führt Jan zur fantastischen Strecke in Most (Tschechische Republik). Das Event findet von Freitag, 24.06.2022 bis Sonntag, 26.06.2022, statt.

Gemeinsam mit Bruder Ken war am Vorwochenende ein dreitägiges Training absolviert worden.

Dieses private Training (also ohne das Team) war möglich, weil seitens BMW ein Trainingsmotorrad zur Verfügung gestellt wurde. Dies in Form einer BMW S1000RR, die auf der Straße einen Crash zu verzeichnen hatte. Nach dem letzten Einsatz in der Langstreckenweltmeisterschaft konnten wir unseren bulgarischen Supermechaniker Koko dafür gewinnen, ein paar Tage zu uns nach Hause zu kommen. Dort wurde aus dem Serienbike (keine Rennteile) ein Trainingsbike für Jan geschaffen. 

Zwar in wirklich minimaler Konfiguration, aber Hauptsache ein Bike, mit dem sich Jan auf die Rennen vorbereiten kann. Mit Originalmotor, Originalelektronik, Originalfahrwerk, Originalauspuffanlage,...

Und so reisten meine beiden Jungs nach Most, dort wurde eine Box mit Peri, dem IDM Interviewer und Fahrerkollege von Jan in der Deutschen Langstreckenmeisterschaft 2021, geteilt. Auch sonst tummelten sich so einige IDM Piloten im Fahrerfeld, um die Chance zu nutzen, sich auf das kommende Meisterschaftswochenende einzuschießen.

Was ich zu Hause im Livetiming an Rundenzeiten verfolgen konnte, machte mich sehr stolz auf die Jungs. Ken, der mit der R6 Cup Maschine von 2017 seine Runden drehte, konnte am Ende eine 1:44,0 vorweisen. Für einen Hobbyfahrer mit der 600er eine sehr beachtliche Leistung. Bravo. Zwischenzeitlich musste in der Box ein Schläfchen abgehalten werden, um wieder Kräfte zu sammeln.

Jan montierte Langstreckenreifen auf die BMW, damit etwas länger gefahren werden konnte. Wir müssen die Kosten immer im Auge behalten. Trotz der Serienkonfiguration brannte er eine 1:35,8 in den heißen Asphalt. Das ist nur 0,5s über der Qualifyingzeit, die Jan 2021 auf dieser Strecke schaffte. Ich möchte noch erwähnen, dass die Temperaturen am dritten Tag die 37°C überschritten. Ein Wahnsinn für Mensch und Maschine.

Dann waren ein paar Tage in Prag angesagt. Die Krönung war dann mit Sicherheit das Metallica Konzert, welches die beiden Jungs am Mittwoch miterleben durften.

Heute, Donnerstag, reisten die beiden wieder nach Most. Mit dieser Vorbereitung dürfen wir gespannt sein, ob wieder ein Topresultat herausgefahren werden kann. Es sieht jedenfalls schwer danach aus.

Informationen

Freitag, 24.06.2022
FP1 - 10:55 bis 11:35
FP2 - 14:55 bis 15:35

Samstag, 25.06.2022
Q1 - 09:05 bis 09:35
Q2 - 13:10 bis 13:40

Sonntag, 26.06.2022
Warm Up - 08:15 bis 08:25
Race 1 - Start 11:45
Race 2 - Start 15:00

Livetiming (Handy u PC)

Livestream aller Rennen

Freitag

Beim ersten von zwei freien Trainings war es noch trocken. Die Wettervorhersage meinte, dies sei die einzige nicht nasse Session vor den Rennen am Sonntag. Leider konnte dies nicht wirklich zur Rennvorbereitung genutzt werden. Der Fehler, welcher sich in Zündaussetzern schon im zweiten Rennen von Oschersleben zeigte, konnte zwischenzeitlich nicht behoben werden. Jan fuhr zweimal auf die Strecke, um sofort wieder in die Box zu kommen, während die anderen Fahrer sich Runde für Runde verbessern konnten.

Erst beim dritten Versuch, 3 Minuten vor Ende der Trainingseinheit, funktionierte es. Eine Runde wurde für den Check verwendet, dann gab es genau eine restliche Runde, um anzudrücken. Diese meisterte Jan ausgezeichnet und setzte sich auf den 8ten Platz in der Zeitenliste.

Genau zu Beginn des zweiten Trainings begann es zu regnen. Als das Setup auf Regen fertig umgestellt war, zeigte die Uhr nur noch ca. 10 Minuten Restzeit an. So war es möglich, sich ein paar Runden an das Fahren im Regen zu adaptieren. Wichtig für die Vorbereitung auf die beiden vermutlich nassen Qualifyings, welche uns am Samstag erwarten.

Samstag

Der Qualifyingtag begann, wie erwartet, mit viel Wasser vom Himmel. Die Temperaturen waren moderat. Wir wissen, Jan war in der Vergangenheit im Nassen nicht allzu konkurrenzfähig. In den Jahren, in denen die Meisterschaften bestritten wurde, war kaum Gelegenheit, Gefühl im Regen aufzubauen. Wie auch immer, Q1 musste angegangen werden. Zuerst wurde der Regenreifen vom Freitag nochmal eingesetzt. Jan tastete sich an die Verhältnisse an und war im hinteren Drittel der Zeitenliste zu finden. Dann wurde ein geplanter Boxenstop eingelegt, dabei bekam das Bike einen neuen Satz der Pirelli Regenreifen. Diese mussten zwei Runden "warm gefahren" werden, dann wurde attackiert. In der letzten Runde gelang eine echt tolle Zeit und am Ende ergab es den 10ten Platz. Zeitgleich auf die 1/1000 Sekunde mit Nico Thöny auf P9.

Am frühen Nachmittag trocknete es, entgegen den Prognosen, bereits auf. Das zweite Qualifying fand somit bei trockenen Bedingungen statt. Natürlich waren alle Fahrer schneller als im Q1. Die Zeiten der anderen Piloten waren aber trotzdem unglaublich schnell. Doch Jan konnte Stand halten. Auf der Zeitenliste war er immer im Bereich zwischen P8 und P15 zu finden. Gegen Ende wurde zum finalen Angriff geblasen. Um in diesem Fahrerfeld weit vorne zu landen, muss das Risiko erhöht werden und so hatte Jan ein paar Situationen, die hart am Limit waren. Zum Glück passierte kein Sturz. Z.B. in der langen Linkskurve, in der mit voller Schräglage bei an die 260 km/h Vollgas gegeben wird, slidete das Bike extrem stark über mehrere hundert Meter. Ein Highsider an dieser Stelle hätte eine Flugbahn bis in das Städtchen zur Folge gehabt, berichtete Jan nach dem Qualifying. Kurz vor Ende gelang eine sehr starke Runde, mit welcher die vierte Startposition gesichert werden konnte. Ein sehr großer Erfolg, wie ich meine.

Sonntag

Im Gegensatz zu den beiden Tagen zuvor, lachte am Sonntag die Sonne vom Himmel. Ein richtig heißer Sommertag war zu erwarten, mit Temperaturen über 30°C. Und so rollte Jan gegen 11:30 in die Startaufstellung. Genauer gesagt an die 4te Startposition. Es war klar, das Rennen würde sehr anstrengend und herausfordernd werden. Im Qualifying hatte sich gezeigt, wie hoch die Dichte an schnellen Fahrern diesmal ist.

Als die Ampel ausging, erwischte der junge Rennfahrer einen recht guten Start. In der ersten Kurve konnte er sich auf Position 6 einreihen. Schon in der ersten Runde schnappte sich Jan Vladimir Leonov und querte die Ziellinie das erste Mal an der 5ten Position. Es dauerte dann nicht lange, bis die Lücke zum WM Fahrer Leon Haslam geschlossen werden konnte. Als dieser in der Doppelrechts vor Start Ziel etwas weit ging, stach Jan innen durch und lag damit auf der hervorragenden Position 4. Nur ca. 1 Sekunden von der Führungsgruppe entfernt. Die Pace dieser Gruppe konnte Jan nicht ganz mitgehen. Aber in der Verfolgergruppe, die von P4 bis P7 reichte, machte Jan viele Runden Führungsarbeit. Doch die Konkurrenten ließen nicht nach, es folgte dann ein heiteres Hin- und Herüberholen. Machte sichtlich Spaß, sich mit altbekannten Größen des Motorradrennsports zu duellieren. Am Ende wurde es der 6te Platz. Überglücklich erreichte Jan das Team im Parc Ferme, welches, wie auch Jan, eine exzellente Arbeit geleistet hatte.

Wegen der Reverse Grid Regelung konnte sich Jan im zweiten Rennen in der ersten Reihe auf Startplatz 3 breit machen. Extrem motiviert und voller Selbstvertrauen wurde beim Interview erklärt, er wolle als erster in die erste Kurve einbiegen und dann weiter sehen. Nun, leider ist es nicht ganz nach Plan gelaufen. Der Start war eine Katastrophe. Nach der ersten Kurve war nur Platz 13 zu verzeichnen. Was für ein Desaster. Das Rennen ging 16 Runden. Also biss Jan die Zähne zusammen und nahm die Verfolgung auf.  Die Pace war richtig gut, nach wenigen Runden schloss Jan, auf P9 liegend, auf eine Gruppe auf, in der es von P5 bis P8 ging. Als Florian Alt etwas weit ging, wollte Jan innen reinstechen, jedoch machte Alt die Türe dermaßen zu, dass Jan das Bike aufstellen musste und 1,5 Sekunden verlor.

Über viele weitere Runden konnte die Lücke nochmal zugefahren werden und am Ende war es sogar Platz 5, mit dem Jan für diese tolle Leistung belohnt wurde. Die Freude war entsprechend groß. Beim Team, den Fans und uns Eltern, die die Rennen vor dem TV zu Hause mitverfolgten.

Damit liegt Jan mit 64 Meisterschaftpunkten aktuell auf dem 4ten Platz. Das hätten wir uns zu Beginn der Saison gewünscht, aber nicht zu hoffen gewagt. Es läuft richtig gut.

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